Kurz nach den Pfingstferien, wenn die meisten sich schon auf dem Zieleinlauf Richtung Sommerferien und allen damit verbundenen Anstrengungen wie den letzten Klassenarbeiten und Referaten, Exkursionen und Konferenzen befinden, haben die Schüler des Arbeitskreises „Soziale Aktion“ der SMV (Emma Brandt, Lea und Max Hackbart, Calin Macavei, Amrei Schmid) erneut alle am Schulleben beteiligten dazu animiert, über zehn Tage hinweg Spenden an die Schule zu bringen. Damit einher geht immer auch die Bemühung, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was Armut bedeutet und wie sie sich im Alltag zeigt – oder eben vielmehr gezielt versteckt. Wer beispielsweise sein weniges Geld für das Notwendigste im Supermarkt liegenlässt, hat nachher kein Geld für die Klassenfahrt, den Kinobesuch oder das Freibad – und darunter leidet ganz konkret die soziale Teilhabe. Wer kein Geld fürs Kino hat, der ist eben nicht dabei. – So beginnt soziale Ausgrenzung still und schmerzhaft über den Geldbeutel.
Am Graf-Eberhard-Gymnasium hat es sich in den letzten Jahren zu einer recht geräuscharmen Tradition entwickelt, dass die SMV zweimal im Jahr Spenden für den Tafelladen in der Pfählerstraße sammelt. Wer möchte, kann, unbeobachtet von den Mitschülern, unterschiedlichste Waren wie haltbare Lebensmittel und Hygiene- und Kosmetikartikel abgeben, die von den fleißigen Händen der SMV-Vertreter dann sortiert und der Tafel übergeben werden. Dabei liegt die Kontinuität dieser Spendenaktion der Schulleiterin, Susanne Müller, besonders am Herzen: Es geht ihr nicht darum, einmal eine große Spende zu bewerkstelligen und damit viel Aufmerksamkeit zu erregen, sondern vielmehr, dass die Schulgemeinschaft ein Bewusstsein für Armut entwickelt und regelmäßig spendet, nicht nur zur Weihnachtszeit.
Diese Regelmäßigkeit wissen die ehrenamtlichen Mitarbeiter und auch die hauptamtliche Leistung der Bad Uracher Tafel sehr zu schätzen. So bedankt sich Susanne Bauer sehr bei den Jugendlichen, dass sie ihre private Zeit für dieses tolle Engagement opfern. Und Martin Borchers, der im Verkauf des Tafelladens arbeitet, gibt freimütig zu, dass er insgeheim bereits auf diese Spende des GEG gewartet habe – zum einen, weil kurz vor den Sommerferien immer eine Spende vom Gymnasium kommt, zum anderen, weil dann ebenso regelmäßig Saure-Gurken-Zeit in Tafelladen herrscht, mit gähnend leeren Regalen. Und Hildegund Adolph, ebenfalls im Verkauf tätig, fügt hinzu, dass diese Spende ungefähr zwei Wochen die Regale der Tafel fülle. Die Tafelkunden erfahren über einen Aushang von der Spende. Diese kleine Geste ist besonders wichtig, weil sie den Bedürftigen zeigt, dass sie nicht vergessen werden. Die Bewusstseinsbildung für Armut und der Kampf gegen die Unsichtbarkeit sind mindestens genauso bedeutsam wie die Spenden selbst.
© Julia Charlotte Brauch