Die fast hundert Besucher der Matinee mussten sich am Sonntagmorgen erst einmal durch wildes Schneegestöber kämpfen, um in die Mensa des GEG zu gelangen. Doch die Mühen hatten sich ohne Zweifel gelohnt. Wie jedes Jahr hatten die Mitglieder des Fördervereins unserer Schule sowohl den Saal festlich vorbereitet, als auch ein überbordendes Frühstücks- bzw. Brunchbuffet bereitet. Für das leibliche Wohl war also bestens gesorgt.
Nachdem sich die Gäste an den Tischen verteilt und die ersten Teller gefüllt waren, stimmte Rainer Bürck, Vorsitzender des Fördervereins, die versammelten Gäste auf den musikalischen Teil des Morgens ein. Man sei stolz dem Publikum mit Volker Rausenberger auch in diesem Jahr wieder einen echten Hochkaräter präsentieren zu können. Rausenberger wurde 1968 in Hülben geboren, machte 1988 am GEG sein Abitur und studierte später in Trossingen und Würzburg. Inzwischen ist Rausenberger an der Freiburger Musikschule beschäftigt und leitet das angesehene Freiburger Akkordeon Orchester. Bürck erklärte weiterhin, dass man sich besonders über die zahlreichen Besucher freue, die Matinee war wieder einmal ausverkauft, und die Erlöse der Veranstaltung auch weiterhin für die stetige Entwicklung des Gymnasiums dienen werden.
Nachdem der Leib ausgiebig gestärkt war, sollte auch für seelische Nahrung gesorgt werden. Volker Rausenberger betrat mitsamt des beeindruckenden Hohner-Instrumentes die Bühne und führte selbst durch das folgende Programm. Er betonte, dass es ihm eine große Ehre sei, wieder an seiner ehemaligen Schule zu spielen und dass er in Anbetracht der vielen bekannten Gesichter durchaus aufgeregter sei als sonst. Davon war allerding nichts zu spüren. Ganz persönlich begrüßte er noch seinen ehemaligen Deutschlehrer Kurt Keifenheim, der sich die Gelegenheit, den früheren Schüler zu sehen, nicht entgehen ließ. Keifenheims Unterricht sei das Erste gewesen, was er nach der Schule vermisst habe; besonders den regen und persönlichen Austausch über Literatur. Das folgende Programm beschrieb Volker Rausenberger als Annäherung an die Heimat; wobei er damit nicht nur einen bestimmten Ort meine. Vielmehr wolle er unterschiedlichste Stücke präsentieren, die er mit Heimat verbinde bzw. die ihm im Laufe der Zeit zur musikalischen Heimat geworden seien. Entsprechend seines abwechslungsreichen Lebensweges erwies sich auch das Programm als vielfältig und nuancenreich.
Rausenberger nahm die Gäste mit auf eine musikalische Reise. Wer bisher angenommen hatte, das Akkordeon sei ein Instrument, das sich lediglich für einfache Volkslieder und Seemannsmusik eigne, der wurde schnell und gründlich eines Besseren belehrt. Rausenberger begeisterte das Publikum gleich zu Beginn seines Reigens mit dem „Allemande“ aus den Französischen Suiten von Johann Sebastian Bach, das er auch schon anlässlich seiner Musik-Abiturprüfung vorgespielt hatte. Die Melodie war dem ein oder anderen sicher bekannt, doch bietet das Akkordeon eine Klangfülle, die jenes Stück auf völlig neue Weise zu Geltung brachte.
Im Anschluss zeigte Rausenberger, dass er dem heimatlichen Publikum durchaus etwas zuMUTen wollte; im wahrsten und besten Sinne des Wortes. Mit „Neuer Musik“ japanischer und deutscher Komponisten erweiterte er den musikalischen Erfahrungshorizont einiger Besucher ganz ohne Frage ein gutes Stück weit. Rausenberger bewies zudem welche Tonvielfalt in seinem Instrument steckt und reizte dessen physikalischen Möglichkeiten bis an die Grenzen aus. Und so sprach er das Publikum im Anschluss auch direkt und verschmitzt an. „Neue Musik macht etwas mit einem, oder?“
Etwas harmonischer und melodiöser ging es weiter, als das „Sonette oublier“ des französischen Jazzmusikers Michele Godard, eine Sonate von Domenicus Scaletti und Stücke des argentinischen Erfinders des „Nuevo Tango“ Astor Piazzollas präsentiert wurden. Rausenberger zeigte zudem immer wieder, dass er seinen musikalischen Blick über kulturelle Grenzen hinweg richtet und unterschiedlichste Strömungen der globalen Musik aufnimmt. So bildete die Darbietung des Stückes „Dog river“ von Rhabi Abou-Khalil, einem libanesischen Star der Weltmusik, sicher einen Höhepunkt des morgendlichen Konzertes. Treibend, fesselnd und exotisch; und der tosende Applaus war nur die logische Konsequenz der brillanten Darbietung.
Als Zugabe und krönenden Abschluss des Programms bot Volker Rausenberger dem Publikum dann noch einmal Klänge, die man vielleicht eher mit dem Akkordeon verbindet: Und so ging das Konzert mit heißen Rhythmen vom Balkan zu Ende; sicherlich ein passender Kontrast zur herrlichen, aber kalten Winterlandschaft vor den Mensatüren.
An dieser Stelle sei allen Mitgliedern des Fördervereins, vor allem den vor Ort aktiven, ganz herzlich gedankt. Ohne Ihr engagiertes Zupacken, wäre solch ein kulturelles Event nicht zu bewerkstelligen.